Kontraste einer Stadt
Auf den nebligen und leeren Straßen trifft man nur wenige Menschen. Ein älterer Mann durchstöbert die Mülleimer am Straßenrand auf der Suche nach Pfandflaschen. Essens-Lieferant:innen mit ihren bunten quadratischen Rucksäcken rauschen auf ihren Fahrrädern durch die Straßen oder warten auf neue Aufträge. An der Außenalster trifft man Spaziergänger:innen. Unter den Lackschuhen knirscht der Kies der Wege, der Mantel liegt lässig über dem Unterarm.
In jeder größeren Stadt zeigen sich Kontraste zwischen arm und reich, zwischen Deutschlandfahnen im Vorgarten und migrantischen Subkulturen, zwischen ruhigen Außenbezirken und bunten Partyvierteln. Die leeren Straßen der Pandemie lenken den Blick dabei deutlicher auf das, was die Menschen umgibt. Gerade in der Krise werden die Unterschiede der Lebensrealitäten besonders sichtbar. Wo Pfleger:innen, Lieferant:innen, Erzieher:innen oder Verkäufer:innen täglich gefährdet sind und für teilweise geringste Löhne arbeiten, um die Miete bezahlen zu können, sitzen andere in der großzügigen Eigentumswohnung im Homeoffice und lassen sich Lebensmittel und Konsumgüter liefern.
Doch auch ohne Krise sind diese Kontraste
vorhanden. Wo einzelne Viertel als gefährliche Orte gelten und die
Menschen videoüberwacht werden, sobald sie das Haus verlassen, gehen
andernorts Menschen in teurer Markenkleidung unbesorgt am Wasser
spazieren. Wo mittags Hunderte ihr Geld in Kaufhäusern lassen, schlafen
abends Menschen, für die selbst Essen kaufen zur Herausforderung wird.
Die unterschiedlichen Lebensrealitäten sind dabei keine
Einzelschicksale, sondern haben System. Wie unterschiedlich sie
innerhalb einer Stadt, selbst innerhalb eines Stadtteils sein können,
zeigt sich in Hamburg an vielen Ecken.
Eine Fotoserie aus Hamburg.
Winter 2020/21.